Objekt des Monats Juli 2020
Wilhelm Ostwalds erster Photoapparat
Alles begann mit einer Behauptung des 10– oder 11jährigen Ostwalds. Er stellt sich vor seine Mitschüler und behauptet, dass er sie „mit selbst gefertigten Mitteln photographieren“ kann. Dies ist sehr kühn, denn der junge Wilhelm kennt niemanden, der einen Photoapparat besitzt. Er schreibt selbst dazu: „… alles, was ich vom Photographieren wußte, beschränkte sich auf die kurze Kennzeichnung der chemischen Grundlagen in den Lehrbüchern.“.
Doch sein Forscherdrang und seine Neugier sind geweckt und er beginnt, aus einer leeren Zigarrenkiste seines Vaters eine Photo-Box zu bauen. Als Objektiv nimmt er sich aus dem Opernglas der Mutter eine Linse heraus. Dieses Opernglas mit der fehlenden Linse ist bis heute erhalten geblieben (im Bild rechts) und in unseren Ausstellungsräumen zu besichtigen. Der selbst gebaute Photoapparat (im Bild links) hingegen ist nicht mehr im Original erhalten. Grimmaer Schüler fertigten einen Nachbau für das Wilhelm Ostwald Museum an. Unter einigen Schwierigkeiten stellt der junge Ostwald auch die lichtempfindliche Schicht her und entwickelt sein erstes eigenes Photo. Dazu schreibt er später in seiner Autobiographie: „Endlich war alles bereit und mit atemloser Spannung verfolgte ich die Entstehung des Negativs meiner ersten Aufnahme, der Ansicht vor meinem Fenster. Das Glücksgefühl war nicht geringer als seinerzeit beim Steigen der ersten selbstgefertigten Rakete.“