Objekt des Monats August 2020
Der Göpel

Wasserpumpe mit tierischer Kraft
Als die Familie Ostwald 1906 das Haus Energie bezieht, steht ihnen kein fließendes Wasser zur Verfügung. Aus einem Brunnen muss das benötigte Wasser ins Haus geholt werden. Doch was tut man nicht alles, um unter fließendem Wasser zu duschen? Wilhelm Ostwald lässt einen zweiten Brunnen auf dem Grundstück bauen und installiert darüber einen Göpel.
Bei einem Göpel wird mit der Muskelkraft von Tieren eine einfache Maschine angetrieben. Zwei Esel, August und Lotte genannt, sind an einem Hebel angeschirrt und laufen abwechselnd im Kreis – sie sind sozusagen der Motor. Die Kraft der Esel wird über eine Welle, mehrere Zahnräder und Stangen übertragen. Mithilfe eines Saugventils und eines Kolbens wird das Wasser aus dem Brunnen in einen großen Wasserbehälter gepumpt. Dieser steht auf dem Dachboden des Hauses Energie und bei Bedarf läuft das kühle Nass aus dem Wasserhahn und der „Tüftler“ Ostwald kann sich duschen.
Erst 1958 erfolgt der Anschluss des Hauses Energie an die öffentlichen Wasserleitungen, was Wilhelm Ostwald nicht mehr erlebt. In Erinnerung an die Esel August und Lotte schaut heute aus dem historischen Stall ein Kunststoff-Esel heraus und erinnert an „Ostwalds Zeiten“.
Bei einem Besuch im Wilhelm Ostwald Park kann der Besucher mit eigener Muskelkraft die Funktionsweise eines Göpels selbst ausprobieren, indem er Wasser in einen Behälter befördert. Der Göpel selbst musste wiederbeschafft werden, jedoch der dazu gehörige Wasserbehälter ist im Original erhalten und wird gleich neben dem Göpel präsentiert. Er ist schon über 100 Jahre alt und kann aufgrund von rostigen Stellen schon lange kein Wasser mehr aufnehmen.